September 26, 2010

Halloween

Das nächste Halloween steht an und diesmal wirds ein selbstgenähtes, Kasabian-inspiriertes Outfit.



September 23, 2010

siebziger/jahre/feminismus

Elfriede Hammerls Kolumnen, die sie für "profil" über die letzten 25 Jahre geschrieben hat, erschienen, wie vielleicht Einigen bekannt, dieses Jahr im Deuticke Verlag in Buchform. Die feministischen Kolumnen der Wiener Journalistin schienen mir manchesmal etwas extrem und stellenweise vielleicht auch etwas veraltet.
Feminismus ist doch heute schon fast kein Thema mehr, dachte ich.
Bis heute. Bis ich ins "Krone.at"-Forum geblickt habe.

"Landwirt erschießt Ex-Freundin" - diese Catchline hat meine Aufmerksamkeit geweckt.

Ein 51-jähriger Landwirt hat zuerst seine Ex-Freundin und danach sich selbst erschossen. Die beiden hinterlassen ein gemeinsames, 3-jähriges Kind.
Als Motiv für den Mord und Selbstmord wird Eifersucht angegeben.

Die Geschichte an sich ist schon tragisch genug. Man kann vermuten, dass der Landwirt mit der, wahrscheinlich von seitens der Frau ausgegangenen, Trennung nicht klar kam und vielleicht im Vorhinein schon psychische Instabilität oder Abnormalitäten seinerseits vorlagen.
Den Gescheiten im Krone-Forum fällt bei so einer Geschichte natürlich nichts besseres ein, als kräftig ihren Senf dazuzugeben. Wo schon die Leserbriefe in der Printausgabe der Auflagen stärksten Zeitung Österreichs extrem zu wünschen übrig lassen, ist der Müll, der online ausgepackt wird schlichtweg eine Farce und gleichzeitig doch so starke Reflexion der österreichischen Gesellschaft.
Mein absoluter Schockkommentar (um wieder auf die oben genannte Journalistin zurückzukommen) kam von einem männlichen User namens "pmaldini":

Mal abgesehen davon, dass zwei Menschen nicht mehr am Leben sind und ein Kleinkind zum Vollwaisen geworden ist, muss man also immer die Hintergründe wissen, um urteilen zu können.

Die Hintergründe, so wie zum Beispiel, dass heutzutage Frauen einfach so aus ungesunden Beziehungen ausbrechen, ohne Rücksicht auf (wessen?) Gefühle. Denn wenn eine Frau eine Beziehung beendet, kann man durchaus davon ausgehen, dass ihr Partner IMMER Rücksicht auf IHRE Gefühle genommen hat während der gemeinsamen Zeit, versteht sich ja von selbst. Der arme Hund.
Dass es auch andere Gründe gibt, außer "taugt ma nimma, i suach ma an anderen", um eine Beziehung zu beenden, ist völlig auszuschließen. Zumindest, wenn die Frau sich trennt.

Häusliche Gewalt? Da ist die Frau selber schuld. Da muss man ja auch immer die Hintergründe wissen, um urteilen zu können, nicht wahr? Was, wenn die Frau den Mann schief anschaut, wenn er betrunken um 8 Uhr heimkommt? Da soll sie halt nicht so bös schaun. Dummes Weib. Außerdem war das Mittagessen eh schon grauslig. Da g'hört halt einmal drauf g'haut.
Und wenn die Frau betrogen wird? Ja selber schuld, hät sie sich halt öfter budern lassen müssen. Ganz einfach. Oder lifting.
Und was ist, wenn ganz einfach das Gefühl nimmer stimmt? Naja, das hätt sich die Frau vorher überlegen sollen. Mitgehangen, mitgefangen. Man muss ja Rücksicht nehmen, auf die zarte Psyche des Mannes. Und auf seine eigene? Die is egal!
Die böse, verheiratete Frau also, die Flirts mit (!) Bindungen sucht. Aha.
Einfach so. Obwohl sich ihr Mann doch so viel Mühe gibt und der Frau alles bietet. Jaja...

Man muss also die Hintergründe kennen, um urteilen zu dürfen?
Urteilen worüber? Dass eigentlich ja die Ex-Freundin an der Tat Schuld ist? Das Weibsbild, das elendige. Lässt einfach den armen Landwirt sitzen. Ohne Rücksicht auf Gefühle. Klar, dass der durchdrehen muss.


Datum: 23. September 1910.
Moment...?

September 22, 2010

Second Hand Goldschatz


$ 3,50

September 21, 2010

Auf und davon!!




Yeah, ich war fort. Mit den Bandkollegen. Der Ehemann hat gearbeitet. So, wie's sich gehört.
Wäre ein sehr lustiger Abend gewesen, wären die zwei Wahnsinnigen (siehe Bild) nachher in der Wohnung nicht AMOK gelaufen (Tomatensauce-Schlacht, aus dem Fenster brunzn, Postkastl mit Chips anfüllen).
Was habe ich gelernt? Nun ja, dass die beiden wahnsinnig sind habe ich vorher schon gewusst. Nur nicht in welchem Ausmaß sich das Ganze ausbreiten kann. Werde außerdem ab jetzt meinen Ehering mit Superkleber an meinem Finger befestigen, da der sich nur allzu gerne verflüssigt. In Alltagssituationen kann ich das Stück Weißgold ja rechtzeitig vom Runterrutschen hindern, aber bei zu viel Gin und zu wenig Tonic landet das gute Teil nach dem Hände waschen eigentlich immer auf dem Toilettenboden. Flutsch flutsch.....

September 16, 2010

Solarium

Moses Berkson, seines Zeichen eigentlich Fotograf, und zwar einer mit ordentlicher Referenzliste (Selma Blair, Kate Nash, ...), drehte also diesen rätselhaften Kurzfilm mit der schwedischen Säuselstimme Lykke Li. Warum die das Bedürfnis hatte, sich im Zottelkostüm und Turnanzug in der Wüste blenden zu lassen, erklärt sie hiermit:

"A major heart break and a post tour depression drove a very delusional LL out to the desert with some friends and a super 8 camera"

Für einen Fotoshoot (vllt. für das neue Album?) wäre die Kulisse ja lässig gewesen. Aber was ist denn nun die Aussage hinter dem Ganzen? Und der extatischen Trommelmusik? Wie kann man sich also eine wahnhafte Lykke Li vorstellen. So.."privat". Aufgestylt. Mitten in der Wüste. Den Drang nach sun tan verspürend.

Wer sich das Ding ansieht, sollte sich vielleicht danach was aus Andy Warhol's Filmographie ansehen. Am besten was mit Edie Sedgwick in der Hauptrolle.

Wenn man sich den Film zwei-, dreimal hintereinander angesehen hat, kann man sich übrigens erklären, warum die gute Frau Li von sich selbst in der dritten Person redet (siehe Zitat oben).





September 11, 2010

Das Tagebuch aus der Isolation

Erstmal eine Frage:

Wo lernen wir eigentlich unsere Freunde kennen?
So irrelevant, wie dies für all Jene sein muss, die den Bekanntenkreis nie verlassen, sein mag, so nervig und ohne zufriedenstellender Antwort ist die Sache für mich.

Aber zurück zur Frage - Wo also lernt man die Leute kennen, die man später in seinem Freundeskreis Willkommen heißt und zu Geburtstagsparties einlädt.
Basierend auf meinem persönlichen Erfahrungswert unterscheide ich hier mal 6 Kategorien.


1) Nachbar- und Verwandtschaft:


Mit den Geschwistern angefangen, breitet sich der Freundeskreis langsam aber sicher über Cousins/Cousinen und, aus primär wohl logistischen Gründen, auf die Kinder der Nachbarschaft aus.
Fußmärsche zum Nachbars-Sandkasten lassen sich auch im Kleinkind-Alter bewältigen und so stellt sich solch eine Freundschaft ideal für spontane Treffen heraus. Scheidl umschlogn und Tempel hüpfen rock!


2) Alles, was unter Ausbildung fällt (evt. ausgenommen "Ausbildung zum Taliban". Oder "Ausbildung zum Selbstmordattentäter". Obwohl, die Taliban unter sich sind vielleicht durchaus freundlich.)


Ein weiterer Vorteil der Nachbarskinder-Freundschaft ist, dass selbe meistens auch die Schulbank mit einem drücken. Gruppenbildung, Gruppenauflösung, Sitzplatzänderung und ob man im Turnunterricht ins gute Team gewählt wird, entscheiden dann meist über die Beständigkeit dieser Freundschaft.
Da die Schule aber ja sowas wie ein "merger" von Kindern aus verschiedenen Orten ist, kann man hier bereits an der Ausweitung seines Freundeskreises über die Grenzen der Nachbarschaft hinaus arbeiten.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich persönlich zähle viele Leute, die ich während meiner HS-Jahre kennen gelernt habe noch bzw. mittlerweile zu meinen engsten Freunden.

3) Fortgehen

- tut man ja meistens mit seinen Freunden. Kann man wahrscheinlich auch als Weg sehen, seinen Freundeskreis auszuweiten. Für die meisten wohl eher ein Weg, seine Leberwerte auszuweiten, bzw. seine Hose auszubeulen. Ähem.

4) Arbeit

"Meine Arbeitskollegen würde ich nicht als Freunde bezeichnen". Trotzdem verbringt man den Großteil des Tages mit ihnen. Tausch sich aus. Ist manchmal peinlich berührt, wenn man sie Samstag Abend in der Großraumdisco seines Vertrauens betrunken antrifft. Schweigt das Ganze dann in der Arbeit wieder tot.
Ach was red ich hier, ich hab keine Ahnung von Arbeitskollegen. Die drei Monate Arbeit in Melbourne kann man ja mehr als eine lange Zigarettenpause bezeichnen, als alles andere. :)

5) Verein

Ich war nie in einem. Aber hab gehört, dass man dort Leute kennen lernt.
Eine Freundin eines Freundes meines Ehemannes hat mich letzte Woche gefragt, ob ich mit ihr zu einem gewissen Tanzkurs kommen möchte, der irgendwas mit "Disco" heißt. Sie hat mir mit vollster Begeisterung geschildert, wie "awesome" es nicht sei, lediglich im Licht einer überdimensionalen Discokugel in einem Turnsaal einen Misch aus lateinamerikanischem und modernem (?) Tanz mit 20 anderen traurigen Seelen zu performen. Der Riesenspiegel sei jedoch etwas irritierend, sagte sie, wegen dem Spiegelverkehrtem. Aha. Nein, danke. Das Budget. You know.

6) Reisen!

Alle sitzen im selben Boot, alle haben ein Mini-Budget, alle sch**ßen auf ihr Mini-Budget, rauchen, trinken zu viel, leben im Moment, wandern, obwohl sie daheim nie wandern würden, springen von Brücken, obwohl sie das normalerweise für gefährlich halten, packen ihr Schulfranzösisch aus, um sich vor den Franzosen zu blamieren und alle sind vor allem eins: offen!


Um auf die Person, die hinter diesem Text steht zurückzukommen:

Sowohl Punkt 2 als auch Punkt 4 sind derzeit Visa-bedingt auf Eis gelegt.
Meine Nachbarschaft besteht überwiegend aus indischen und australischen Familien mit Kleinkindern - die Chance, hier "Anschluss" zu finden, wenn man selbst nicht trächtig ist oder, pardon, schon geworfen hat, ist minimal. Punkt 1 also auch für den Hugo.

Punkt 3 und Punkt 5 sind aufgrund meines leeren Geldtascherls nur bedingt möglich. Auch der Faktor Ehemann beeinträchtigt diese beiden "Freunde-kennenlern"-Wege spürbar.

Dann vielleicht doch der Disco-Scheiß. Oder Kochkurs? Pfui gagg.

September 09, 2010

Brisbane

Genau ein Jahr und eine Woche sind seit meiner original ersten Ankunft in Australien verstrichen und genau in diesem Jahr haben sich einige wichtige Ereignisse zugetragen, von denen ich damals in Melbourne wahrscheinlich nicht einmal im Fieberwahn geträumt hätte.

Jetzt, 371 Tage später sitze ich schon wieder hier in diesem Land, in dem komisches Englisch geredet wird und die Leute an der Supermarkt-Kasse immer gruselig gut gelaunt sind.

Brisbane ist das Plätzchen, das ich gegenwärtig meine zweites "daheim" nennen darf. Und damit sich jeder einen Eindruck dieser Stadt machen kann, gibts ein paar Bilderchen.
Einwohner: 1,86 Millionen
Fläche: 1363 km²

Im Vergleich zum Heimatland würden also nicht ganz ein Viertel der Population auf einem Sechzigstel der Fläche leben. Lässig!

Menschen in Brisbane fahren Auto, oder glauben zumindest, das zu tun. Um es mit den Worten von Josef Hader auszudrücken:

"Von 90 Prozent vo de kaunst sogn 100 Prozent san Trottln".


All jene, die kein Auto haben, fahren Bus. Das Bus fahren an sich stellt keine besondere Herausforderung dar. Ganz im Gegenteil, die Busse sind sauber, sicher und klimatisiert. Sie haben ihr eigenes Straßennetz, was bedeutet, dass Abfahrtzeiten fast auf die Sekunde genau eingehalten werden können. Außerdem sind die Busfahrer sehr gesellige und gesprächige Menschen. Goldeswert, befindet man sich wie ich momentan im Sozial-Exil.
Das "Hail the driver"-Schildchen ist für Ausländer mit primär Postbus-Erfahrung schon etwas gefinkelter.
Bleibt der Bus in good ol' Austria nämlich einfach stehen, wenn'ste da bist, tut er das in Brisbane nicht. Da muss man dem Driver schon mit nervösem, ruckartigem Aufstehen und verzweifeltem "Nimm-mich-mit"-Winken signalisieren, dass man gern mitfahren möchte. Nun stellt das Erkennen der Busnummer für einen Maulwurf wie mich schon auf der Anzeigetafel, die im bus stop angebracht ist, ein fast unmögliches Unterfangen dar. Man stelle sich mal vor, wie das bei einem, in die Haltestelle schnellenden, 60 km/h fahrenden Monstrum von Vehikel aussieht. Aus dem 111 wird schnell ein 170 , bis man merkt dass es doch ein 555er Bus ist. Ups, schon gewunken? Und ups, zufällig ist man auch noch die einzig wartende Person? Naja...dann halt heute der 555er.

In der Stadt angelangt, kann man sich dann erstmal in der riesigen Fußgängerzone die Beine vertreten. Der Orientierungshilfe halber hat man in Brisbane alle nach Ost-West führenden Straßen nach Frauen, alle Nord-Süd-Straßen nach Männern der Royal Family benannt. Hat mir Wikipedia gezwitschert. Ich denke, in Brisbane selber schert sich keiner drum oder verwendet das zur Orientierung. Jep, mein Hauskollege hat das gerade bestätigt. Und dankt mir für den Hinweis.

Recht viel hat die Innenstadt jedoch nicht zu bieten. Modisch, ok...Ansammlungen von StudentInnen, Mädchen in High Waist Shorts und Ringelshirts. Arschbackenalarm. Aber das ist ja hier normal. Blumenkleid und Docs. Die Burschen im Gay-Look - Leggins und Handtaschen. Nude Heels. Ohne Haarverlängerung geht sowieso nichts. Fake, fake, fake.

Nicht nur einmal ist es mir bisher passiert, dass ich durch die Kaufhäuser gegangen bin und mir gedacht habe: "Ist das euer ernst? Das hab ich doch erst gestern in diesem und jenen Magazin gesehen" Lächerlich. Und eigentlich schon wieder bewundernswert, wie schnell die Modeindustrie auf Musikvideos, Titelseiten von Frauenzeitschriften und Filme reagiert. Einmal Lady Gaga made in China - das macht dann 60 Dollar. Cheers. See ya.
Plastikidol-Plastikwelten-Falsche Helden. Danke Kommando. Danke Elefant.
Um den Oberflächlichkeiten der australischen Jugendkultur entfliehen zu können, muss man prinzipiell nur die Brücke, die man auf dem Bild oberhalb sieht, deren Namen ich leider nicht mal von hier Ansässigen herausbekommen habe (ich gebe nicht auf!), überqueren. Sie führt aus dem Central Business District (CBD) rüber zum Kulturzentrum, dem Clubbing Paradies "West End" und der Parklandschaft "South Bank".

Gegenwärtig können sich die Kulturbegeisterten beim Brisbane Festival austoben, bei dem eine Reihe von Theaterstücke, Opern, Balletts, Konzerte und Ausstellungen aufgeführt werden/stattfinden. Die Kulturbegeisterten mit dickem Portemonnaie...

Zurück zur South Bank. Wie wahrscheinlich schon gemerkt, ist Brisbane durch den Brisbane River geteilt. Im Brisbane River, der im Pazifik mündet, leben Bullen- oder Stierhaie. Jaja, die mögen auch das Süßwasser. Bull sharks bilden Rudel zum Jagen. Sie sind lebendgebärend. Bull sharks zählen zu den 3 Haiarten, die dem Menschen gefährlich werden können. Sie sind aggressiv und gefährlich. Die meisten Haiattacken auf Menschen ohne Eigenverschulden passieren durch Bull sharks.
Looki looki!



Da der gemeine Australier jedoch generell aufs Planschen aus ist, hat man in Brisbane einfach einen künstlichen Strand angelegt, einen Pool mit Wasser gefüllt und geschätzte 200 Eisverkäufer aufgestellt. Man will den Bürgern Brisbanes ja etwas bieten. Und stellt euch mal vor, wie viel Steuereinnahmen das government einbüßen müsste, wenn jeden Tag hunderte Leute in den Fluss gingen. Unter Backpackern gibt es übrigens einen Mutprobe: Von der Brücke springen und rüber ans andere Ufer. Noch keiner ist gestorben. Keiner, den ich kannte.
South bank wäre ja ein wunderschönes Fleckchen Erde (mal abgesehen von den ganzen Menschen), wären nicht diese abscheulichen Kreaturen ÜBERALL und allzeit bereit auf Beutesuche.

Der Ibis. Die Sau. Genauso wie der Stierhai immer in Rudeln unterwegs, zählt er zu den wenigen Vögeln, die dem Menschen gefährlich werden können. Oder so. Die Schnäbel! Die Schnäbel! Schrecklich. Schrecklich.

September 01, 2010

Und wie fühlt sich das an?

Jetz hob i hoid g'heirat, holaradiridio...

Meine Spontanhochzeit, ich pflege sie auch gerne als "Rock'n'Roll-Wedding" zu bezeichnen, sorgte zugegeben für etwas Wirbel in der Umgebung.

Man hörte wilde Spekulationen darüber, was Australier denn essen, trinken, anhaben und wie die reden, welche Währung sie haben, ob das Wasser "da unten" sauber ist, ob die arm oder reich sind, ob es Erdäpfel und Rindfleisch gibt oder nicht, ob man sich da auch die Zähne putzt und warum man überhaupt in ein anderes Land ziehen möchte, wenn man doch in Österreich eh alles hat, was man braucht. Ob die Heimat denn nicht "genügt". (Stellt sich die existentielle Frage, ob man sich immer damit zufrieden geben soll, was man eh schon hat.)

Der Ofen wurde angeheizt und in der Gerüchteküche waren die Fenster schon schön beschlagen vom Dunst, bevor die Protagonisten dieses Schauspiels sich überhaupt einig waren.
Vor allem der mysteriöse Bräutigam wurde als so Einiges gehandelt, das er nicht ist/war.
Hat man nicht ein Foto von dem? Wie schaut denn der aus? Wo hat sie denn DEN kennen gelernt? Wieso sucht der sich nicht Eine von da unten? Der muss ja dann Deutsch sprechen können? Is leicht eh so a Aboriginesss????

Sozusagen der Schweinebraten auf der Speisekarte der Gerüchteküche, weil schön sättigend und doch etwas plump: "Asoo, is eh kloa, schwanger is. Wieso dads denn sunst heiratn."

Warum sonst heiraten? Gute Frage, meine Damen und Herren!

Zugegeben, einen gewissen Gefallen habe ich an dem ganzen Wirbel schon gefunden. So konnte mir's im lokalen Wirtshaus keiner nehmen, den Schnaps nach dem Essen dankend abzulehnen und mir dabei über mein "Bäuchlein" zu streicheln. Und jedes Mal wieder sah man die vermeintliche Bestätigung der Angestellten darüber, dass sie DOCH Recht hatten. Ein Blick auf den Bauch, ein selbstgefälliges Grinsen, ein Blick in den Augen, der sagt: "Ich hab's doch gewusst" und schön höfliche abgetreten. Den Bauch hat man sich dann natürlich vor Lachen gehalten und schnell vom Spritzerglas der Sitznachbarin getrunken.

Abgesehen von den gut gemeinten Ratschlägen und den Skurilitäten die hier aufgezählt wurden, gabs natürlich auch einige verbale Attacken, die weit unter der Gürtellinie angesiedelt waren. Die Gewissheit, dass die meisten dieser Angreifer jedoch ihren Lebensabend am Stammtisch im Stammlokal mit ihren Stamm-Getränken, die die Stammkellnerin schon hergerichtet hat, bevor sie überhaupt am Stammplatz sitzt, neben denselben Kuntn wie schon den Abend davor, verbringen werden, spare ich mir eine (wirkliche) Gegenattacke und blicke stattdessen selbstgefällig in meine Zukunft. Möge eure Leber nocch lange mit euch sein!

Soviel also zum Hochzeits-Feedback derer, die von Vorne herein nicht gefragt wurden.


"Daheim", wie man sein familiäres Umfeld so schön bezeichnet, traf ich ausnahmslos auf Zustimmung. Zustimmung nicht in dem Sinne von rosaroten Zuckerwattewolken und Euphoriestrome aus allen Körperöffnungen, sondern mehr einen: "wenn's so ist, wie du es schilderst, samma dabei"-Support.
(Ist übrigens viel mehr wert, als geheucheltes Verständnis, wo keins da ist. Oder Mitvorfreude, wo keine da ist (plant mal ne Hochzeit in 5 Wochen über 2 Kontinente!!!). Wie ging das noch gleich, geteilte Freude ist halbe ...what?))


Auch im Freundeskreis schluckten die meisten Burschen und Mädls den anfänglichen, durchaus berechtigten Schock hinunter und beglückwünschten mich letztendlich. Vor allem in der Neudorfer Fraktion freute man sich speziell über den anstehenden Polterabend (den es nie gegeben hat, den man also mal nachholen muss - Dezember?), Aufwecken und die Hochzeit selbst. Flüssig gefeiert wird sowas ja immer, auch bei einer zweisprachigen, interkontinentalen Sause. (Nebenbei: Ein Toast auf das Wort "Sause") Damit kann man übrigens ein weiteres Mysterium, dass für viele ungeklärt, aber doch von großer Bedeutung war ("Trinken Australier Alkohol?), als aufgeklärt betrachten.


Und wie fühlt sich das nun an? Verheiratet?

Die Antwort auf die Frage ist so bescheiden, wie sie wahr ist: Nicht anders, als davor.
Außer, dass man die ganze Zeit aufpassen muss, den Ring nicht zu verlieren, zu verlegen, ihn beim Duschen einzuseifen und dann zusehen müssen, dass er nicht vom Finger flutscht und vor allem nicht jemandem in betrunkenem Zustand anzubieten, ihn doch mal anzuprobieren.
Ta-Daaa.
The End Part 1