September 27, 2009

Die Bürde eines Travellers

"Our house, in the middle of our street"



Das Leben in einem Share-House stellt sich nach und nach als schwieriger, denn gedacht heraus. Nicht etwa, weil die Leute dein Essen, Bier und deine Zigaretten stehlen, Bad und Küche einem überdimensionalen Bakterienbrutkasten gleich kommen und hormongesteuerte, passiv-aggressive MitbewohnerInnen ihre Launen an dir auslassen.


Auch nicht, weil das Wort "Privatsphäre" aus dem Vokabular gestrichen werden muss und alle dich mit ihren persönlichen Schicksalen belagern - es ist vielmehr die Tatsache, dass man innerhalb kürzester Zeit zu einer kleinen Familie zusammenwächst.





Vom Kommen und Gehen



Nun sind wir natürlich alle Reisende, was bedeutet, dass wir es nicht lange an einem Ort aushalten können. Jeder plant seinen nächsten Zwischenstopp, bucht Flüge nach Queensland, nach Indonesien oder Neuseeland, freut sich aufs Campen in Tasmanien und den Road Trip die Great Ocean Road entlang.

Und ehe man sich versieht, schnallt auch schon der nächste Flatmate seinen Rucksack um und zieht davon.
Oh, wie dramatisch...


Und auch wenn man dem Farewell der meisten Leute hier mit Wehmut entgegenblickt, so bringt es doch etwas Gutes mit sich. Vorfreude auf die Erfahrungen, die man auf seinen eigenen Routen machen wird, sowie auf die "Neuen", die ins Haus ziehen. Nicht zu vergessen die exorbitanten Abschiedsparties.



Dass in meinem Fall nächste Woche nicht nur 4 Mitbewohner, sondern auch noch eine Arbeitskollegin abreisen, empfinde ich trotzdem noch als schlechten Scherz.





Oh, what a night



Die Abschiedszeremonie für letztere Person wurde gestern abend zelebriert. Zelebriert ist hierfür wohl das passendste Wort. Stellt euch dieses Bild vor: auf Tischen tanzende verrückte, lateinamerikanische MitzwanzigerInnen, Französinnen mit schlecht gemachten, falschen Brüsten, sehr viel Whiskey, sehr viel Vodka, ein iPod vollgepumpt mit den Charthits der letzten 12 Jahre und inmitten eine stocknüchterne Deutsche, die auf der Couch schläft.


Erst etwas skeptisch, stürzte ich mich letztendlich selbst mit ins Getümmel, nicht zuletzt, um das Vorurteil eines dort anwesenden Engländers ("Hey Lady Gaga, why do all Austrian people always drink beer and never dance?") zu entkräften.





























Merklich beeinträchtigt starteten wir um halb 2 unsere Clubtour. Erster Stopp: Xbase. Hostel im ersten Stock, Club im Erdgeschoß. Musik: Cabrio. Publikum: Cabrio. Ein Bier. Out.







Zweiter Stopp: The Vineyard in St. Kilda.
Vollgestopft mit Footy-Fans (gestern wurde hier das Finale im Aussi Footy ausgetragen, St. Kilda gegen Geelong), trafen wir zur Krönung des Abends die Inkerman-Leute in dem schönen Pub an.


























Ohne wirkliche Ankündigung gabs dann noch eine ganz ordentliche Performance von den "Hercules in NY", eine Electro-Pop/Indie-Band aus Melbourne. Mit Beats aus dem Computer als Basis und einem geübten Drummer zur Verstärkung wurde es sogar im schweinekalten Melbourne mal warm. Ein bisschen Theatralik von Seiten des Sängers und ein überraschend gut gelungener Daft Punk - Remix (!) konnten im Laufe des Auftrittes sogar noch den wahrscheinlich überzeugtesten Footy-Fan im Raum dazu bringen, den St.Kilda-Schal vom verschwitzten Hals zu nehmen und abzudancen. Ein eingeringeltes Plus gibts ausserdem für die Publikumsnähe. Obwohl, naja - wenn man nur ein Stück Tanzfläche als Bühne zur Verfügung hat, ist das wahrscheinlich nicht weiter schwierig...












Have a listen on myspace.com/herculesinny