Jetzt, 371 Tage später sitze ich schon wieder hier in diesem Land, in dem komisches Englisch geredet wird und die Leute an der Supermarkt-Kasse immer gruselig gut gelaunt sind.
Brisbane ist das Plätzchen, das ich gegenwärtig meine zweites "daheim" nennen darf. Und damit sich jeder einen Eindruck dieser Stadt machen kann, gibts ein paar Bilderchen.
Einwohner: 1,86 Millionen
Fläche: 1363 km²
Im Vergleich zum Heimatland würden also nicht ganz ein Viertel der Population auf einem Sechzigstel der Fläche leben. Lässig!
Menschen in Brisbane fahren Auto, oder glauben zumindest, das zu tun. Um es mit den Worten von Josef Hader auszudrücken:
"Von 90 Prozent vo de kaunst sogn 100 Prozent san Trottln".
All jene, die kein Auto haben, fahren Bus. Das Bus fahren an sich stellt keine besondere Herausforderung dar. Ganz im Gegenteil, die Busse sind sauber, sicher und klimatisiert. Sie haben ihr eigenes Straßennetz, was bedeutet, dass Abfahrtzeiten fast auf die Sekunde genau eingehalten werden können. Außerdem sind die Busfahrer sehr gesellige und gesprächige Menschen. Goldeswert, befindet man sich wie ich momentan im Sozial-Exil.
Das "Hail the driver"-Schildchen ist für Ausländer mit primär Postbus-Erfahrung schon etwas gefinkelter.
Bleibt der Bus in good ol' Austria nämlich einfach stehen, wenn'ste da bist, tut er das in Brisbane nicht. Da muss man dem Driver schon mit nervösem, ruckartigem Aufstehen und verzweifeltem "Nimm-mich-mit"-Winken signalisieren, dass man gern mitfahren möchte. Nun stellt das Erkennen der Busnummer für einen Maulwurf wie mich schon auf der Anzeigetafel, die im bus stop angebracht ist, ein fast unmögliches Unterfangen dar. Man stelle sich mal vor, wie das bei einem, in die Haltestelle schnellenden, 60 km/h fahrenden Monstrum von Vehikel aussieht. Aus dem 111 wird schnell ein 170 , bis man merkt dass es doch ein 555er Bus ist. Ups, schon gewunken? Und ups, zufällig ist man auch noch die einzig wartende Person? Naja...dann halt heute der 555er.
In der Stadt angelangt, kann man sich dann erstmal in der riesigen Fußgängerzone die Beine vertreten. Der Orientierungshilfe halber hat man in Brisbane alle nach Ost-West führenden Straßen nach Frauen, alle Nord-Süd-Straßen nach Männern der Royal Family benannt. Hat mir Wikipedia gezwitschert. Ich denke, in Brisbane selber schert sich keiner drum oder verwendet das zur Orientierung. Jep, mein Hauskollege hat das gerade bestätigt. Und dankt mir für den Hinweis.
Recht viel hat die Innenstadt jedoch nicht zu bieten. Modisch, ok...Ansammlungen von StudentInnen, Mädchen in High Waist Shorts und Ringelshirts. Arschbackenalarm. Aber das ist ja hier normal. Blumenkleid und Docs. Die Burschen im Gay-Look - Leggins und Handtaschen. Nude Heels. Ohne Haarverlängerung geht sowieso nichts. Fake, fake, fake.
Nicht nur einmal ist es mir bisher passiert, dass ich durch die Kaufhäuser gegangen bin und mir gedacht habe: "Ist das euer ernst? Das hab ich doch erst gestern in diesem und jenen Magazin gesehen" Lächerlich. Und eigentlich schon wieder bewundernswert, wie schnell die Modeindustrie auf Musikvideos, Titelseiten von Frauenzeitschriften und Filme reagiert. Einmal Lady Gaga made in China - das macht dann 60 Dollar. Cheers. See ya.
Plastikidol-Plastikwelten-Falsche Helden. Danke Kommando. Danke Elefant.
Um den Oberflächlichkeiten der australischen Jugendkultur entfliehen zu können, muss man prinzipiell nur die Brücke, die man auf dem Bild oberhalb sieht, deren Namen ich leider nicht mal von hier Ansässigen herausbekommen habe (ich gebe nicht auf!), überqueren. Sie führt aus dem Central Business District (CBD) rüber zum Kulturzentrum, dem Clubbing Paradies "West End" und der Parklandschaft "South Bank".
Gegenwärtig können sich die Kulturbegeisterten beim Brisbane Festival austoben, bei dem eine Reihe von Theaterstücke, Opern, Balletts, Konzerte und Ausstellungen aufgeführt werden/stattfinden. Die Kulturbegeisterten mit dickem Portemonnaie...
Zurück zur South Bank. Wie wahrscheinlich schon gemerkt, ist Brisbane durch den Brisbane River geteilt. Im Brisbane River, der im Pazifik mündet, leben Bullen- oder Stierhaie. Jaja, die mögen auch das Süßwasser. Bull sharks bilden Rudel zum Jagen. Sie sind lebendgebärend. Bull sharks zählen zu den 3 Haiarten, die dem Menschen gefährlich werden können. Sie sind aggressiv und gefährlich. Die meisten Haiattacken auf Menschen ohne Eigenverschulden passieren durch Bull sharks.
Looki looki!
Da der gemeine Australier jedoch generell aufs Planschen aus ist, hat man in Brisbane einfach einen künstlichen Strand angelegt, einen Pool mit Wasser gefüllt und geschätzte 200 Eisverkäufer aufgestellt. Man will den Bürgern Brisbanes ja etwas bieten. Und stellt euch mal vor, wie viel Steuereinnahmen das government einbüßen müsste, wenn jeden Tag hunderte Leute in den Fluss gingen. Unter Backpackern gibt es übrigens einen Mutprobe: Von der Brücke springen und rüber ans andere Ufer. Noch keiner ist gestorben. Keiner, den ich kannte.
South bank wäre ja ein wunderschönes Fleckchen Erde (mal abgesehen von den ganzen Menschen), wären nicht diese abscheulichen Kreaturen ÜBERALL und allzeit bereit auf Beutesuche.
Der Ibis. Die Sau. Genauso wie der Stierhai immer in Rudeln unterwegs, zählt er zu den wenigen Vögeln, die dem Menschen gefährlich werden können. Oder so. Die Schnäbel! Die Schnäbel! Schrecklich. Schrecklich.