September 01, 2010

Und wie fühlt sich das an?

Jetz hob i hoid g'heirat, holaradiridio...

Meine Spontanhochzeit, ich pflege sie auch gerne als "Rock'n'Roll-Wedding" zu bezeichnen, sorgte zugegeben für etwas Wirbel in der Umgebung.

Man hörte wilde Spekulationen darüber, was Australier denn essen, trinken, anhaben und wie die reden, welche Währung sie haben, ob das Wasser "da unten" sauber ist, ob die arm oder reich sind, ob es Erdäpfel und Rindfleisch gibt oder nicht, ob man sich da auch die Zähne putzt und warum man überhaupt in ein anderes Land ziehen möchte, wenn man doch in Österreich eh alles hat, was man braucht. Ob die Heimat denn nicht "genügt". (Stellt sich die existentielle Frage, ob man sich immer damit zufrieden geben soll, was man eh schon hat.)

Der Ofen wurde angeheizt und in der Gerüchteküche waren die Fenster schon schön beschlagen vom Dunst, bevor die Protagonisten dieses Schauspiels sich überhaupt einig waren.
Vor allem der mysteriöse Bräutigam wurde als so Einiges gehandelt, das er nicht ist/war.
Hat man nicht ein Foto von dem? Wie schaut denn der aus? Wo hat sie denn DEN kennen gelernt? Wieso sucht der sich nicht Eine von da unten? Der muss ja dann Deutsch sprechen können? Is leicht eh so a Aboriginesss????

Sozusagen der Schweinebraten auf der Speisekarte der Gerüchteküche, weil schön sättigend und doch etwas plump: "Asoo, is eh kloa, schwanger is. Wieso dads denn sunst heiratn."

Warum sonst heiraten? Gute Frage, meine Damen und Herren!

Zugegeben, einen gewissen Gefallen habe ich an dem ganzen Wirbel schon gefunden. So konnte mir's im lokalen Wirtshaus keiner nehmen, den Schnaps nach dem Essen dankend abzulehnen und mir dabei über mein "Bäuchlein" zu streicheln. Und jedes Mal wieder sah man die vermeintliche Bestätigung der Angestellten darüber, dass sie DOCH Recht hatten. Ein Blick auf den Bauch, ein selbstgefälliges Grinsen, ein Blick in den Augen, der sagt: "Ich hab's doch gewusst" und schön höfliche abgetreten. Den Bauch hat man sich dann natürlich vor Lachen gehalten und schnell vom Spritzerglas der Sitznachbarin getrunken.

Abgesehen von den gut gemeinten Ratschlägen und den Skurilitäten die hier aufgezählt wurden, gabs natürlich auch einige verbale Attacken, die weit unter der Gürtellinie angesiedelt waren. Die Gewissheit, dass die meisten dieser Angreifer jedoch ihren Lebensabend am Stammtisch im Stammlokal mit ihren Stamm-Getränken, die die Stammkellnerin schon hergerichtet hat, bevor sie überhaupt am Stammplatz sitzt, neben denselben Kuntn wie schon den Abend davor, verbringen werden, spare ich mir eine (wirkliche) Gegenattacke und blicke stattdessen selbstgefällig in meine Zukunft. Möge eure Leber nocch lange mit euch sein!

Soviel also zum Hochzeits-Feedback derer, die von Vorne herein nicht gefragt wurden.


"Daheim", wie man sein familiäres Umfeld so schön bezeichnet, traf ich ausnahmslos auf Zustimmung. Zustimmung nicht in dem Sinne von rosaroten Zuckerwattewolken und Euphoriestrome aus allen Körperöffnungen, sondern mehr einen: "wenn's so ist, wie du es schilderst, samma dabei"-Support.
(Ist übrigens viel mehr wert, als geheucheltes Verständnis, wo keins da ist. Oder Mitvorfreude, wo keine da ist (plant mal ne Hochzeit in 5 Wochen über 2 Kontinente!!!). Wie ging das noch gleich, geteilte Freude ist halbe ...what?))


Auch im Freundeskreis schluckten die meisten Burschen und Mädls den anfänglichen, durchaus berechtigten Schock hinunter und beglückwünschten mich letztendlich. Vor allem in der Neudorfer Fraktion freute man sich speziell über den anstehenden Polterabend (den es nie gegeben hat, den man also mal nachholen muss - Dezember?), Aufwecken und die Hochzeit selbst. Flüssig gefeiert wird sowas ja immer, auch bei einer zweisprachigen, interkontinentalen Sause. (Nebenbei: Ein Toast auf das Wort "Sause") Damit kann man übrigens ein weiteres Mysterium, dass für viele ungeklärt, aber doch von großer Bedeutung war ("Trinken Australier Alkohol?), als aufgeklärt betrachten.


Und wie fühlt sich das nun an? Verheiratet?

Die Antwort auf die Frage ist so bescheiden, wie sie wahr ist: Nicht anders, als davor.
Außer, dass man die ganze Zeit aufpassen muss, den Ring nicht zu verlieren, zu verlegen, ihn beim Duschen einzuseifen und dann zusehen müssen, dass er nicht vom Finger flutscht und vor allem nicht jemandem in betrunkenem Zustand anzubieten, ihn doch mal anzuprobieren.
Ta-Daaa.
The End Part 1