April 24, 2010

////Back on the track////

No way!!!

21st Century Hausfrau ("frau" bitte so betonen, wie es Susan Sarandon in "Alfie" tut)


Hausarbeit, Facebook, fernsehen, Anime, lesen, Gitarre spielen, schreiben und äußerst eingeschränkte Konversation mit meinem berufstätigen Studenten-Boyfriend, der nebenbei noch 3 Mal pro Woche Bandprobe hat.

Wäsche waschen - aufhängen - Glas Wein.
Wäsche trocken - abhängen - falten - Glas Wein.
Geschirr spülen - trocknen lassen - Glas Wein.
Geschirr wegräumen - Gitarre spielen - Glas Wein.
Weinglas spülen - trocknen lassen - Weinglas wegräumen - leere Weinflasche verschwinden lassen.
2 Kaffee.
Skypen mit Mama - Glas Wein - Mama: "Du trinkst ma z'vü" :D
Gedicht auf die Hinterseite der Shoppingliste gekritzelt - Buch aus dem Bücherregal geschnappt - Zähne putzen - lesen.


Zu meinem Pech gibts neben dem Fernseher im Wohnzimmer, im Gemeinschaftsraum und im Büro, auch noch einen im Schlafzimmer. Bis 2 Uhr nachts japanischen Anime geschaut.
So sehr ich die Gesellschaft meiner drei furzenden, rülpsenden, Bier trinkenden, Videogame spielenden, musizierenden, Pornografie-liebenden Mitbewohnern schätze, so sehr musst ich gestern RAUS!
Und da nicht wirklich was los war, und heute "ANZAC-Day" in Australien und Neuseeland gefeiert, und deshalb alle Pubs und Clubs um Mitternacht schließen mussten, entschied ich mich für mein Konzert.

Stirbt! Stirb! Stirb!
Aufgrund meiner ansteigenden Hausfrauen-Alltags-Frustration, den zunehmenden Genuss des "casual" glass of wine und nicht zuletzt, um meinen Freund zu ärgern, fand ich mich am Ende mit einem Ticket für eine Indie-Pop-Punk-Band aus Neuseeland wieder. Eine Gruppe, die sich selbst mit mehr als 2 Genres definiert ruft bei mir ja normalerweise Misstrauen hervor. Ich befürchte, Überreste meines Backpacker "Ich-bin-immer-in-Bewegung" - Lebensstils holten mich beim Ticketkauf ein und trieben mich dazu, einfach irgendwas zum Anlass zu nehmen, um aus dem Haus zu kommen. Pardon, um alleine aus dem Haus zu kommen. Der Freiheitsdrang ist eine Sau. Soviel kann ich sagen.

Die! Die! Die! aus Neuseeland gaben sich die Ehre und spielten mit "Sleepwalks" und einer weiteren, gar nicht mal so schlechten Band, deren Namen ich nicht mal bei den Mitgliedern selbst erfragen konnte ("I'll give you our name if we can take you home" - bullshitting). Lassen wir es einfach auf der Tatsache beruhen, dass die 2-Mann-Besetzung wie eine ganz annehmbare Mischung aus Kings of Leon und Death from Above 1979 geklungen hat.
Für die "Sleepwalks" hat sich der liebe Herr Soundmann nicht wirklich Mühe gegeben. Dominanz der Bass-Drum ist eine Untertreibung. Gehörsturz unvermeidbar. Dafür ging sowohl Gesang, als auch Gitarre komplett unter. Musikalisch hatte die Band aber eh nicht wirklich viel zu bieten. Drummer und Gitarrist/Lead-Sänger tauschten mehrere Male ihre Positionen, somit durfte man die Hälfte der Zeit einen mittelmäßigen Drummer und einen mittelmäßigen Drummer bewundern. Nach ihrem Auftritt erkundigte ich mich relativ unverschämt, ob die Herren eine große Karriere in Aussicht haben. Die haben sie, als Elektrotechniker und Lehrer (der Dritte lebt in Adelaide, der hat seine Zukunft schon verspielt :P). Ihre "Band" bezeichnen sie lediglich als "Side project", was sich sowohl an der Motivation, als auch an der Spielweise bemerkbar gemacht hat.

Die Headliner, 3 Kiwis aus der Studenten-Hochburg Dunedin in Neuseeland, mischten sich sympathisch den ganzen Abend lang unter das, in bescheidener Zahl erschienende, Publikum.

Soundmann sei Dank, wurden die Drums etwas runtergeschraubt und die Gitarre rauf, so dass man letztendlich eine Melodie im Song erkennen konnte. Positiv überrascht war ich bereits nach den ersten paar Songs von der energetischen Performance, die die drei Herren hinlegten. Eine klassische "Zu-viel-des-Guten"-Darbietung gabs natürlich auch, als der Sänger sich schreiend und roten Kopfes durch die Menge drängte, und dabei ein zartes, Doc Martens zum Schulterpolster Body-Con-Dress tragendes Brisbabe umrannte. Oder umbrüllte...naja. So viel sei gesagt, sie hat überlebt und tanzte danach, sturzbetrunken wie sie war, auf der Bühne.

Alles in allem gingen die 3 Burschen während des Auftritts durch so einige Höhen und Tiefen. Von über-experminetell, zu lauten Punk-Krach bis zu lieblichen Indie-Melodien wurde man sozusagen durch den Genre-Fleischwolf gedreht. Am Ende wusste ich selber nicht mehr, ob mir das gerade Gesehen ge- oder missfallen hat. Ich greife deshalb auf die schwammigste aller Beschreibungen zurück und nenne den Gig der Kiwi-Fruchtler "interessant". Eine Europa-Show werde ich auf keinen Fall verpassen. Übrigens: die Single aus dem zweiten Album der Band, "We built our own oppressors" ist absolut hörenswert!!