March 27, 2010

Gemeinsam einsam

Nachdem ich mich, nach der Abreise meiner Besucher obsessiv der wohl asozialsten Beschäftigung (Lesen) gewidmet hatte, schaffte ich es nach zirka 3 Tage mich wieder problemlos zu sozialisieren.

Ich fand heraus, dass meine Zimmerkollegen, die ich wohlgemerkt im letzten Post als "Primaten" bezeichnet habe, zwar immer noch Primaten waren, aber dafür eine äußerst liebenswerte Gattung.
Da hätten wir die zwei Berliner, Timo und Felix, Southerner Jake und meinen großen Bruder/dirty Scous Phil.
Timo und Felix waren meine Trinkkompanen, Berliner Schnauze-Trainer, "Ich-lern-euch-Mühlviertler-Dialekt"-Victims und Opfer meines Zorns, meiner Unordentlichkeit und diverser Moralpredigten, wenn einer der beiden Kreuzberger wieder mal seine Freundin für eine Nacht ausblendete.
Jakes Aktivitäten waren eher begrenzt. Duschen, FIVA am PC, Baked Beans, Schlafen. Ihm muss ich jedoch zu Gute halten, dass er, sollte es zu einer der oben genannten Moralpredigt über Treue kommen, die meisten meiner Argumente wenigstens nachvollziehbar und sinnvoll entkräftete, und nicht so wie der Rest der Bruderschaft, alles schlichtweg als "bullshit" abstempelte. Gewinnen konnte ich gegen die vier Grauenhaften sowieso nicht, aber ein schlechtes Gewissen war den Übeltätern immer garantiert.



































Phil und mich verbindete eine Hassliebe. Seine Ambitionen, ein eigenes Plattenlabel zu gründen, ließen sich mit meinen Journalismus-Gehversuchen nicht verbinden. Meine, zugegeben etwas extremen Ansichten über Beziehungen und Monogamie und seine notirischen Fremdgänger-Qualitäten passten ebenfalls nicht zusammen. Zu guter Letzt war ich auch nicht froh darüber, immer "Astrid Fritzl" genannt zu werden und auch Phil konnte nicht gut damit umgehen, dass ich eine gewisse Vorliebe dafür entwickelt hatte, meine Zehen vor seinem Gesicht zu positionieren und mit ihnen zu winken.

Aber lässt euch nicht täuschen, Phil und ich waren trotz der kleinen "arguments" wie Bruder und Schwester. Jeder neue Mitbewohner wurde von Phil immediately darauf hingewiesen, dass "Fritzl" die Einzige ist, die unordentlich und laut sein darf. Diverse andere Privilegien, wie Schutz vor aufdringlichem und äußerst unverschämtem Hostelpersonal (You look like a good f**k!), wöchentlich neue Musikmagazine, sowie das von mir sehr geschätzte FHM standen mir beinahe unbegrenzt und zu jeder Tageszeit zur Verfügung. Sogar eine Mitleids-Karte zum Valentinstag gabs für mich von Herrn Jones.
Thank you, Philip.

Abgesehen von meinen Zimmerkollegen gabs auch im Hostel eine beträchtliche Ansammlung interessanter Individuen.
Vor allem schwedische Zeitgenossen sind mir sehr ans Herz gewachsen, sowie Sebastian, seines Zeichen Norddeutscher, mit dem ich bis heute noch kein deutsches Wort gewechselt und trotzdem sehr interessante Unterhaltungen geführt habe. Mit dem schwedisch-germanischen Gespann gings zur South Bank, einer Park-/Strandlandschaft direkt neben dem Brisbane River. Und da es in Australien Barbecques öfter an jeder Ecke gibt, als bei uns Mistkübel, ließen wir uns den exzessiven Fleischgenuß nicht nehmen.





































VICKY KOMMT!
Wer sich fragt, was mit meinen ganzen Melbournians passiert ist, mit denen ich die ersten 3 Monate meiner ersten, großen Reise verbracht habe, so haben die meisten unter ihnen bereits die Heimreise angetreten, nicht selten deshalb, weil der Heimflug das Einzige im Reisebudget war, das noch leistbar war.

Nicht so meine absolute Lieblings-Fashionista und Miss Munich Vicky, die, nach einem kurzen Abstecher nach Neuseeland, die Ostküste in kanadischer und schwedischer Begleitung eroberte.
In Brisbane hatten wir unsere langersehnte Reunion, welche, dem Zufall sei Dank, an einem Samstag Abend erfolgte. "Mustang"-Club war der Schauplatz unserer Wiedersehensfreude. Das Motto des Abends könnte lauten - "Mustang - Wo kein Tropfen Alkohol, aber viel Schweiß fließt".
Ohne A/C, dafür vollgestopft mit bewegungsfreudigen Indie-Youths, tanzten wir uns die Beinchen wund und die Socken schweiß-nass.
Apple bottom jeans, boots with the fur. The whole club was looking at HER!




































Sowohl die Schweden, als auch der männliche Teil der Kanadier der münchner Gefolgschaft ließen einen Tag auf sich warten, feierten letzen Endes ihr Eintreffen aber mehr als überschwänglich auf dem Hostelbalkon.




















Österreichische Jugendliche leiden anscheinend an einem Überfluss finanzieller Mittel. Die überdurchschnittliche Kaufkraft zumindest meiner Freunde machte es möglich, bereits nach 2 Wochen wieder Besuch von zu Hause empfangen zu dürfen.
Brüderlein fein, sowie Bärbeline, Tanscha und Tschortsch are in Brisbane!

Und da es die nächsten 3 Tage in der Hauptstadt Queenslands nur regnete, beschränkten wir uns auf lebenserhaltenden Aktivitäten: Rauchen, Trinken, Essen.
Um den zweiten Punkt etwas aufzulockern, gabs, neben Hardcore-Schnapsen und Hosn owi auch noch ein interessantes Trinkspiel, dessen Namen ich leider vergessen habe, dessen Regeln ich jedoch noch weiß. Sehet und staunet:



































Auch uns trieb "Brisvegas" in den Höllenschlund eines Nachtclubs, dem "über". Dem Türsteher passten Schorschs Schuhe und Tanjas Lichtbildausweis leider nicht, deshalb machten wir einen kurzen Bier und Beratungs-Zwischenstopp im "Rumpus Room", wo Werner und Schorsch entschieden, keinen zweiten Versuch zu starten. Wir Mädls hingegen waren keen as, und schafften es, mit viel Lipgloss und Charme, den Security-Guy um den Finger zu wickeln.
Einmal angekommen, gab es für uns kein Zurück mehr. In 6er-Runden wurden die Drinks bestellt und das "Ex oda Oaschloch" ließ nicht lange auf sich warten. Trotz Sprachbarrieren konnten wir schnell einige Bekanntschaften schließen, darunter auch meinen derzeitigen "Zimmergenossen" :)




















Unser Abend endete etwas aprut mit unserem Rauswurf. Man muss sich halt erstmal daran gewöhnen, dass man keine Getränke mit in die Raucherzone nehmen darf ;). Dem Türsteher dann zu sagen "I ex des eh", und sich den Drink vor ihm in den Rachen zu kippen, hilft natürlich nicht viel :)
Good times.




















Den nächsten Tag verbrachten wir großteils im Zug. Wir waren auf dem Weg nach Beerwah, Standort des von australischen Nationalhelden Steve Irwin gegründeten "Australia Zoo". Krokodile, Schlangen, Känguruhs, Koalas, Drachenköpfe, Cassowaries, Tiger, Elefanten....alles eher uninteressant, berücksichtigt man unseren physischen Zustand. Kopfweh war da noch das geringste Problem. Phew phew phew. :)






















Tags darauf hieß es für mich Abschied nehmen von Brisbane, meinen Zimmerkollegen und der Hostelcrew und zwar auf unbestimmte Zeit. Wer hätte immerhin gedacht, dass es mich so schnell wieder in diese Stadt treibt.
Den nächsten Stopp gen Norden machte wir im verschlafenen Örtchen Rainbow Beach, von dem aus wir unsere Fraser Island Safari antraten. ;) Und wie ihr euch denken könnt, gehts damit im nächsten Post weiter. See yaa.